Bedenken

Bundesregierung: Beeinträchtigung durch Huawei möglich?

Mit einer Sicher­heits­über­prü­fung will die Bundes­regie­rung ausschließen, dass China Einfluss auf deut­sche Handy­netze bekommt. Damit geht Berlin auf Nummer sicher.
Von mit Material von dpa

Bewiesen ist weiter nichts, aber beim Schutz der deut­schen Handy­netze blickt die Bundes­regie­rung zuneh­mend kritisch auf chine­sische Zulie­ferer. Wie aus einem Schreiben des Innen­minis­teriums an die deut­schen Netz­betreiber hervor­geht, hält das Minis­terium eine Beein­träch­tigung der öffent­lichen Ordnung und der Sicher­heit in Deutsch­land durch Kompo­nenten von den chine­sischen Herstel­lern Huawei und ZTE für möglich. Daher sollen alle kriti­schen - also sicher­heits­rele­vanten - Teile, die schon im Netz verbaut sind, einer Prüfung unter­zogen werden. Eine Prüfung von Bauteilen gibt es bereits. Sie bezieht sich bisher aber nur auf alle kriti­schen Teile, die neu einge­baut werden. Hierbei habe es keine Bedenken gegeben, heißt es in dem Schreiben.

Auswei­tung des Prüf­umfangs

Beim Namen "Huawei" gerät die Politik in helle Aufregung. Beim Namen "Huawei" gerät die Politik in helle Aufregung.
Foto: Picture Alliance/dpa
Die neue Vorgabe ist eine Auswei­tung des Prüf­umfangs. Das Minis­terium bittet um eine Liste besagter Bauteile bis Anfang April. Danach dürfte eine Über­prü­fung mehrere Monate dauern. Das Schreiben liegt der Deut­schen Pres­seagentur (dpa) vor.

Mit der Sicher­heits­über­prü­fung will die Bundes­regie­rung ausschließen, dass China Einfluss auf deut­sche Handy­netze bekommt und dies ausnutzt. Mit dem verän­derten Vorgehen will das Bundes­innen­minis­terium nun aber offenbar auf Nummer sicher gehen. Es geht um das soge­nannte Anten­nen­netz, bei dem die drei deut­schen Handy­netz­betreiber Deut­sche Telekom, Voda­fone und o2 unter anderem Huawei-Kompo­nenten verbaut haben. Im "Kern­netz" ist längst kein Produkt von Huawei mehr enthalten. Der Netz­betreiber 1&1 setzt hingegen auf den japa­nischen Anbieter Rakuten.

Update: 1&1 nennt Details zur Netz­technik

In einer Stel­lung­nahme begrüßt 1&1 "die sicher­heits­poli­tische Prüfung der Bundes­regie­rung beim 5G Netz­ausbau in Deutsch­land ausdrück­lich." Als einziger deut­scher Netz­betreiber sei 1&1 beim Ausbau seines Mobil­funk-Netzes unab­hängig von chine­sischen Anbie­tern wie HUAWEI oder ZTE. Für den Aufbau des vierten deut­schen Mobil­funk­netzes habe sich 1&1 entschieden, auf die "inno­vative Open-RAN-Tech­nologie" zu setzen. Durch "offene, stan­dar­disierte Schnitt­stellen" ermög­liche die Open-RAN-Tech­nologie die "belie­bige Kombi­nation von Kompo­nenten verschie­dener Hersteller". So sei 1&1 unab­hängig von den Inno­vati­ons­zyklen eines bestimmten Ausrüs­ters und könne chine­sische Anbieter von Anfang an ausschließen. Zu Beginn werden unter anderem Server von DELL und Super­micro, Router von Cisco, Soft­ware von Mavenir und Altio­star sowie Antennen von NEC und CCI einge­setzt.

Das 1&1 Open RAN erfülle die Sicher­heits-Empfeh­lungen der im Auftrag des Bundes­amts für Sicher­heit in der Infor­mati­ons­technik (BSI) erstellten Open-RAN-Risi­koana­lyse in allen Punkten und es besteht ein regel­mäßiger Austausch mit der Behörde. Ende des Updates

Betrof­fene sind zurück­hal­tend

Die drei Firmen äußerten sich zurück­hal­tend. Man betei­lige sich "nicht an poli­tischen Speku­lationen", sagte ein Telekom-Spre­cher. "Wir setzen soge­nannte kriti­sche Kompo­nenten nach eigener Prüfung sowie Prüfung und Erlaubnis bezie­hungs­weise Nicht-Unter­sagung durch das Bundes­innen­minis­terium (BMI) und nach­geord­nete Behörden ein." Ein Voda­fone-Spre­cher äußerte sich ähnlich und betonte, man halte sich "stets an die einschlä­gigen Normen und Gesetze".

Auch Telefónica (o2) äußerte sich dementspre­chend. Ein Firmen­spre­cher gab zu bedenken, dass man ausrei­chend Zeit bräuchte, sollte es zu einem Ausschluss einer Kompo­nente kommen. "Dies ist zur Aufrecht­erhal­tung von Netz­qua­lität und -leis­tung essen­ziell." Für einen rück­wir­kend notwen­digen Umbau des Netzes wären "zusätz­lich entspre­chende Scha­dens­ersatz­rege­lungen notwendig."

USA "warnen" schon länger

Über den restrik­tiveren Kurs der Bundes­regie­rung hatten mehrere Medien berichtet. Die USA warnen Deutsch­land seit langem eindring­lich vor einer Betei­ligung von Huawei am Mobil­funk­netz. Mehrere Länder, unter anderem die USA und Kanada, haben Netz­technik von Huawei und ZTE bereits aus ihren Märkten ausge­schlossen. Die USA behaupten, China könne über die 5G-Technik etwa von Huawei Spio­nage betreiben. Huawei wies die Vorwürfe stets zurück.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Auch beim MWC in Barce­lona sagten befragte leitende Tech­niker aller Netz­betreiber, dass Technik von Huawei sehr gut und zuver­lässig funk­tio­niere und auch günstig im Preis sei. Ein Beweis, dass China ohne Wissen und Zustim­mung des Netz­betrei­bers eine Sende­sta­tion "remote" ausschalten kann, um damit die Über­mitt­lung unbe­quemer Nach­richten zu verhin­dern oder seine Macht zu demons­trieren, gibt es bis heute nicht oder wurde nicht bekannt. Selbst wenn es diese Funk­tion geben sollte, könnte China diese nur ein einziges Mal anwenden und wäre danach "unten durch".

Die Frage ist nun, ob nun wirk­lich alle (deut­schen) Netz­betreiber alle jemals verbaute Technik von Huawei bis zur letzten Schraube gegen neue Technik von "poli­tisch geprüften" Herstel­lern austau­schen müssen und wer die Kosten dafür über­nimmt. Das wird eine sehr teure Heraus­for­derung.

Kürz­lich haben wir die Kopf­hörer ("Buds") von Huawei auspro­biert.

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