Smart(phone)-(Net)book

CES: "Smartbook" in aller Munde

Das Beste aus Smartphone und Notebook - aber markenrechtliche Probleme
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Trotz gerichtlicher Untersagung verwendet Qualcomm weiter den Begriff "Smartbook", auch vor internationalem Publikum und Journalisten aus Deutschland, unter anderem auch gegenüber teltarif.de. Demzufolge seien Smartbooks der jüngste Stand der Technik in der Entwicklung mobiler Endgeräte. Diese vereinten die besten Aspekte eines Smartphones mit einem größeren Display. Smartbooks stellten demnach Multimedia-Inhalte in bester Qualität bereit, spielten HD-Videos ab, besitzen ein eingebautes UMTS-Modem, GPS und vieles mehr.

Doch Qualcomm ist nicht alleine. Der PC- und Laptop-Hersteller Lenovo verwendete auf der CES den Gattungsbegriff "Smartbook" für sein erstes Gerät namens "Skylight" auf Basis des Snapdragon-Prozessors von Qualcomm. Ebenso bezeichnete HP, den Prototypen eines Mini-Laptops auf Basis des Snapdragon als "Smartbook".

Lenovo Skylight Das erste Snapdragon-Smartbook kommt von Lenovo und heisst Skylight.
Foto: Lenovo
Vertreter beider Hersteller verwendeten in Gesprächen mit teltarif.de und dem Berliner Tech-Blog mobicroco.de ebenso wie selbstverständlich den Begriff und erklärten jenen auch gerne als Wortschöpfung aus Smartphone und Notebook. Ein Smartbook wäre die ideale Symbiose aus beiden, die Vorzüge und der Formfaktor eines Laptops bei langer Akkulaufzeit wie beim Handy. Auch ausländische Medienkollegen benutzen den Begriff Smartbook wie selbstverständlich für die sich gerade im Entstehen befindende Geräteklasse - etwa wenn sie auf einer Pressekonferenz Unternehmensvertreter nach etwaigen Planungen oder Entwicklungen ansprechen. Auch in Artikeln [Link entfernt] über neue Geräte zwischen Handy und Notebook verwenden die Kollegen den Begriff, etwa um gerade klarzustellen, wo der Charme dieser neuen Produktkategorie liegen kann.

Weitere Chip-Hersteller verwenden ebenso das Wort "Smartbook" in einer ganz ähnlichen Definition wie Qualcomm. Der Chip-Hersteller Marvell aus Kalifornien/USA nutzt es einer großen Vielzahl an Dokumenten und spricht auch an seinem Messestand plakativ vom "Smartbook". Den Dokumenten zufolge versteht Marvell unter einem "Smartbook" ebenso einen kleinen, leichten Multimedia-Computer für unterwegs mit einer langen Akkulaufzeit, und präsentierte in Las Vegas im Smartbook-Bereich insbesondere neue eReader-Konzepte.

Als dritter im Bunde nutzt auch nVidia den Begriff "Smartbook" in Meldungen zu Neuheiten bei den eigenen Chips der Tegra-Familie.

Kurz-Kommentar: Ist die Marke Smartbook noch zu halten?

Der für seinen Einsatz eigentlich logische und schlüssige Begriff "Smartbook" wurde wie dargestellt in Las Vegas von einer breiten Zahl an Unternehmen, Journalisten und Besuchern wie selbstverständlich benutzt. Die Smartbook AG steht damit faktisch auf verlorenem Posten. Vermutlich bleibt ihr als einzige Chance zur Durchsetzung ihrer Marke ein aufwändiges Gerichtsverfahren, das in einer juristischen Schlammschlacht enden könnte. Denn die Bezeichnung "smart book" - "schlaues Buch" - könnte für ein schlaues Gerät wie einen Computer, der sich zudem wie ein Buch aufklappen lässt, durchaus beschreibend sein. Dann wäre der Markenschutz aber abzulehnen, die Marke ggfls. zu löschen.

Unabhängig von einer juristischen Wertung und Diskussion, die hier nicht vertieft werden kann und soll, wird die Situation für die Smartbook AG immer schwieriger. War es seinerzeit im Juni 2009 vor allem ein Unternehmen, nämlich der Chip-Hersteller Qualcomm, der den Begriff "Smartbook" prägte, sind es nun ein halbes Jahr später schon mindestens drei Chiphersteller, zwei namhafte Endgerätehersteller, einige weitere kleine Hersteller und sicher zahlreiche Händler, die diesen verwenden.

Gegen eine immer größere Zahl an Herstellern und Händlern vorzugehen, erscheint wenig sinnvoll. Denn als Notebook-Hersteller ist auch die Smartbook AG selber auf kooperierende Hersteller und Händler angewiesen. Verärgert man diese zu sehr, steht man unter Umständen recht schnell alleine da.

Und so stellt sich die Frage, ob es für die Smartbook AG nicht viel besser wäre, zu kooperieren statt zu konfrontieren, und einfach auf den Smartbook-Zug aufzuspringen. Unter smartbook.de lassen sich Smartbooks mit Sicherheit gut verkaufen! Ähnlich geht übrigens auch Freenet vor, die schon lange vor Apple in Deutschland ein Internet-Telefon namens iPhone auf den Markt gebracht hatten. Statt Apple und T-Mobile die Nutzung der Marke "iPhone" untersagen zu lassen, verkauft Freenet unter iphone.de einfach selber aktuelle Smartphones bis hin zum Nexus One.

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