teltarif hilft: Schockrechnung bei freenet Mobile
teltarif hilft: Schockrechnung bei freenet Mobile
Bild: freenet Mobile
Eine zweite SIM-Karte ohne Grundgebühr nur zum Telefonieren: Derartige Tarife dürften bei manchen Verbrauchern neben dem "Haupt-Vertrag" noch in der Schublade schlummern. Oft handelt es sich dabei auch um Prepaidkarten, in einigen Fällen aber auch um grundgebührfreie Vertragstarife, die es heutzutage nur noch bei wenigen Providern neu zu buchen gibt.
Wird dann eine derartige alte SIM aus der Schublade geholt und "nur zum Telefonieren" in ein modernes Smartphone gelegt, ist Aufmerksamkeit geboten. Denn sonst droht eine handfeste Kostenfalle, wie eine Kundin von freenet Mobile kürzlich erleben musste.
Missverständnis beim Tarifwechsel
teltarif hilft: Schockrechnung bei freenet Mobile
Bild: freenet Mobile
Die Kundin hatte bei freenet Mobile 2016 einen freeSMART-Tarif gebucht und war mit diesem nach wenigen Monaten extra in den alten, inzwischen nicht mehr neu buchbaren 8-Cent-Tarif ohne Grundgebühr gewechselt, um damit ausschließlich zu telefonieren und SMS zu senden. Im Mai 2020 schrieb sie dann an unsere Redaktion:
Habe am 12.05.20 eine Rechnung über 55,08 Euro von klarmobil [freenet Mobile ist eine Marke von klarmobil, Anm. d. Red.] bekommen und war sehr überrascht. Ich nutze die Karte schon seit ca. 1,5 Jahren nicht mehr, hab sie noch für das Telefonieren im Ausnahmefall, da ich woanders eine Flatrate hab für Surfen und Telefonieren, oder auch das WLAN daheim nutze. Ich kann es mir nicht erklären, da ich die Karte extra für das Internet deaktiviert hatte und ich nie vor hatte, die Karte für das Surfen [...] zu nutzen, da es viel zu teuer ist. Habe deswegen extra den 8-Cent-Tarif gewählt zum Telefonieren und SMS-en, hauptsächlich um Kosten zu sparen.In der Formulierung "Karte extra für das Internet deaktiviert" zeigt sich der Irrtum der Kundin: Sie war zwar zwischenzeitlich von einem freeSMART-Tarif in den 8-Cent-Tarif gewechselt. Die Nutzung des mobilen Internets ist dabei aber noch lange nicht "deaktiviert": In der Preisliste, die die Kundin uns zuschickte, stand es auch drin: In ihrem 8-Cent-Tarif wurde die Nutzung des mobilen Internets mit teuren 19 Cent pro Megabyte berechnet. Und das Problem ist: Wird eine derartige SIM in ein Smartphone gesteckt, bei dem mobile Daten aktiviert sind und das WLAN abgeschaltet ist oder nicht korrekt funktioniert, beginnt der mobile Datenzähler zu ticken. Denn zahlreiche Apps haben sich die Berechtigung gesichert, auf die mobilen Daten zugreifen zu dürfen.
Kein Kostenschutz bei Tarif-Nutzung
Auch bei der Klärung der Angelegenheit mit der Kundenbetreuung gab es dann Probleme. Die Kundin schrieb weiter an uns:
Habe klarmobil dann am 13.05.20 angeschrieben und der Rechnung widersprochen. Nach ein paar Tagen habe ich die Einzelverbindungsnachweise bekommen mit der Info, dass auch sonst alles passe und es kein Fehler ist. Haben dann noch ein paar mal hin- und hergeschrieben, aber klamobil hat nicht mit sich reden lassen. Sie sagen, dass es verschiedene Erklärungen gibt, z.B. Dienste, wie Navigationsprogramme etc., die immer wieder sich ins Internet einwählen, oder andere Programme, die sich automatisch aktualisieren im Hintergrund. Und dass selbst die Deaktivierung des mobilen Datendienstes nicht immer zur Vermeidung von ungewollter Internetnutzung führt. Bei manchen Handys würden sich die Zugangsdaten automatisch aktualisieren bei Einschalten und Anmeldung im Netz. Und die Handyhersteller würden auf mögliche Kosten ausdrücklich hinweisen.Obwohl die Erklärung der Kundenbetreuung in diesem Fall richtig ist, muss man an dieser Stelle auch der Kundin recht geben: Es gab bei Mobilfunktarifen ohne Flatrate mit Abrechnung pro Einheit (einzig mit der Ausnahme von Kosten-Airbag-Tarifen) noch nie Bestrebungen der Provider oder der Politik, einen Kostenschutz für die Nutzung im Inland einzuführen, um den Kunden über davon galoppierende Kosten frühzeitig ab einer bestimmten Grenze (zum Beispiel 25 Euro) zu informieren.Nur nützt mir das nichts im Nachhinein, das hätte man mir vorher sagen müssen mit diesen mobilen Daten, und zusätzlich bekomme ich noch den Hinweis, dass es auch die Möglichkeit einer Internetsperre gibt, habe ich bis jetzt auch noch nicht gewusst. Finde es auch schlecht, dass man mich nicht darauf hingewiesen hat, dass die Kosten der Internetnutzung für meine Verhältnisse extrem angestiegen sind, (hatte sonst nur ganz niedrige Rechnungen von maximal 5 Euro). Man hätte mich doch kurz darauf hinweisen können, per SMS z.B., es war doch ein Monat Zeit dafür. Bin echt enttäuscht, wie mit Kunden umgegangen wird. [...] Natürlich würde ich mich über die Stornierung der Kosten freuen, oder zumindest, dass ich die 9,99 Euro zahle, die für einen Surf-Tarif mit diesem Datenvolumen anfallen würden.
Dass die Implementierung derartiger Dienste problemlos möglich ist, zeigt der vorgeschriebene Kostenschutz im Roaming, der aber bei der Nutzung im Inland nicht greift. Immerhin gab es diverse Gerichtsurteile, die eine Fürsorgepflicht des Providers für seinen Kunden festgestellt haben (Drillisch-Urteil, Schockrechnungs-Urteil, Telekom-Urteil, Netzfehler-Urteil).
Nach Intervention von teltarif.de wird Betrag erstattet
Bevor die Kundin sich an teltarif.de wandte, hatte sie vorsorglich die Lastschrift-Einzugsermächtigung widerrufen. klarmobil wies aber darauf hin, dass die Beträge dann eben sofort per Rechnung zu überweisen seien und dass man den aufgelaufenen Betrag keinesfalls erlassen werde. Nachdem teltarif.de mit dem Unternehmen Kontakt aufgenommen hatte, schrieb uns ein Sprecher:
Im Fall von Frau [...] können wir Ihnen mitteilen, dass es leider nicht möglich ist, rückwirkend eine Internet-Flat einzurichten. Eine entsprechende Internet-Sperre vor Nutzung ist in diesem Fall nicht ersichtlich, was der Kundin auch bereits mitgeteilt wurde. Die der Kundin entstandenen Kosten bewegen sich zwar in einem nachvollziehbaren Rahmen, wir verstehen aber auch, dass aus der Wahrnehmung der Kundin heraus dieser Sachverhalt anders eingeschätzt werden kann. Deshalb haben wir uns aus Kulanz dazu entschlossen der Kundin die GPRS-Kosten der letzten beiden Rechnungen in Höhe von insgesamt 54,19 Euro zu erstatten.Die Kundin freute sich darüber und schrieb an unsere Redaktion:
Danke für die positive Nachricht. Habe mich sehr darüber gefreut. Der Betrag wird mir laut [der] Firma mit der nächsten Rechnung um den 10.08. [he]rum überwiesen. Habe sogar einen Betrag von 4,96 Euro noch bekommen - ein Guthaben von einer Bonuszahlung. Das ist echt toll, dass es geklappt hat. Vielen herzlichen Dank nochmal dafür.