Übernahme?

BenQ Mobile: Möglicherweise zweiter Investor

Siemens hat letzte Rate an BenQ nicht gezahlt
Von dpa / Ralf Trautmann

Nach einem Bericht der Tageszeitung Die Welt gibt es einen zweiten ernsthaften Interessenten für das insolvente Unternehmen BenQ Mobile. Dieses Konsortium werde von einem in Amerika lebenden Deutschen angeführt. Bewegung gebe es zudem bei der ebenfalls insolventen Service-Tochter Inservio GmbH in Bocholt. Der dafür zuständige Insolvenzverwalter Michael Pluta sei sich mit einem französischen Investor über einen Verkauf weitgehend einig geworden.

Zur Rettung von BenQ Mobile haben sich Nordrhein-Westfalen und Bayern grundsätzlich offen für staatliche Bürgschaften gezeigt. "Falls es für den Standort München zu einer Fortführungslösung kommt, werden wir die rechtlichen Möglichkeiten für staatliche Bürgschaften ausschöpfen", sagte Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) heute in München. Auch in Nordrhein-Westfalen wurde nicht ausgeschlossen, dass sich das Land mit einer Bürgschaft an der Rettung von BenQ Mobile mit ursprünglich mehr als 3 000 Beschäftigten beteiligt. Eine interessierte Investorengruppe hatte ein Engagement der beiden Länder gefordert.

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) lud die deutsch-amerikanische Investorengruppe, die BenQ Mobile komplett übernehmen will, für kommenden Montag zu einem Gespräch ein. "Wir wollen schnell wissen, ob eine tragfähige Lösung für den insolventen Handyhersteller BenQ Mobile mit den Standorten Kamp-Lintfort und Bocholt möglich ist", sagte Thoben. Ziel des Gesprächs sei es, die Eckpunkte des von den Kaufinteressenten vorgeschlagenen Übernahmemodells und mögliche Unterstützungsmaßnahmen durch die Landesregierung abzuklären. Dazu seien auch Insolvenzverwalter Martin Prager, die Finanzierungspartner der Investorengruppe, Arbeitnehmervertreter und Mitarbeiter der bayerischen Staatsregierung eingeladen worden.

Siemens hat letzte Rate von 117 Millionen Euro an BenQ nicht gezahlt

Zudem wurde bekannt, dass Siemens die letzte vereinbarte Zahlung von mehr als 100 Millionen Euro an den taiwanesischen Handyhersteller BenQ noch nicht überwiesen. Dies sei im Einvernehmen mit BenQ geschehen, sagte heute ein Siemens-Sprecher. Es gebe "noch zu klärende Themen zwischen den beiden Parteien". Man habe vereinbart, auf keine weiteren Details einzugehen.

Siemens hatte bei der Abgabe seiner lange defizitären Mobilfunksparte an BenQ die Zahlung von 400 Millionen Euro zugesagt. Die letzte Rate von genau 117 Millionen Euro war eigentlich Ende 2006 fällig, wie der Sprecher auf Anfrage sagte. Siemens habe die Summe im Konzern behalten. Die WirtschaftsWoche berichtete, dem Vernehmen nach wolle Siemens-Chef Klaus Kleinfeld die Summe nutzen, um Garantieleistungen für Handys zu finanzieren. Der Siemens-Sprecher wollte das nicht kommentieren.

Bis jetzt sind laut WirtschaftsWoche alle Siemens-BenQ-Handys mit zweijährigen Siemens-Garantien ausgeliefert worden. Die Verpflichtungen erfüllte bis zur Insolvenz die BenQ-Mobile-Tochter Inservio. Siemens habe seither 20 Millionen Euro an Inservio gezahlt, um den Garantiebetrieb zu sichern. Der Siemens-Sprecher sagte dazu lediglich: "Die Verpflichtung zur Garantieleistung bei Handys ist bei Betriebsübergabe an die BenQ Corp. übergegangen."

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