Hoffung

Nur noch ein Interessent für BenQ Mobile

Anderer Interessent nicht finanzstark genug
Von dpa / Björn Brodersen

Für den insolventen Handy-Hersteller BenQ Mobile wird die Luft immer dünner. Kurz vor dem Ablauf der offiziellen Verhandlungsfrist an diesem Sonntag sei einer von zwei Interessenten abgesprungen, sagte der Gesamtbetriebsrat von BenQ Mobile, Josef Michael Leucker, heute in Kamp-Lintfort der dpa. Damit gebe es nur noch einen ernsthaften Interessenten für die Reste der ehemaligen Siemens-Handysparte mit ihren mehr als 1 000 Beschäftigten. Dabei soll es sich um eine Investorengruppe aus dem IT- und Halbleiterbereich handeln, die von einem Münchner Rechtsanwalt vertreten wird. Der andere Kandidat habe die Sache finanziell nicht stemmen können, sagte Ulrich Marschner von der IG Metall.

Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem letzten verbleibenden Interessenten. Es werde zu 75 Prozent damit gerechnet, dass dieser Kandidat Anfang Januar ein konkretes Angebot auf den Tisch legen werde, sagte Marschner. Zur Zeit fehle aber noch ein Zukunftskonzept. Der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager hatte bislang den 31. Dezember als letzten Termin für ein verbindliches Angebot genannt. Wenn bis dahin niemand gefunden werde, müsse der Betrieb geschlossen werden, da am 1. Januar 2007 das Insolvenzverfahren eröffnet wird. Dann darf das Unternehmen keine roten Zahlen mehr schreiben, was angesichts hoher Material- und Personalkosten sowie eines weiteren Umsatzeinbruchs kaum möglich ist.

Leucker hatte sich bereits am Donnerstag zum Verhandlungsstand geäußert und damit den vorläufigen Insolvenzverwalter verärgert. Es sei nicht angebracht, laufende Verhandlungen zu kommentieren und diese damit möglicherweise zu gefährden, sagte eine Sprecherin Pragers heute in München. Sie wollte sich nicht zum aktuellen Verhandlungsstand äußern. "Es bestehen aber noch Chancen", sagte sie. Durch die Insolvenz haben bereits zwei Drittel der ehemals 3 000 BenQ-Mobile-Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verloren. Neben der Zentrale in München sind auch die Standorte Bocholt und Kamp-Lintfort von dem Debakel betroffen.

In Betriebsrats- und Gewerkschaftskreisen werden dem Bericht zufolge der eigentlich favorisierten Idee, mit einem neuem Investor einen nahtlosen Firmenübergang hinzubekommen, wenige Chancen eingeräumt. Bei dieser Variante übernähme der Aufkäufer nicht nur die Werkshallen und Maschinen, sondern auch kostspielige soziale Verpflichtungen wie Abfindungen. Als Alternative komme nun der Übergang von Beschäftigten in eine Transfergesellschaft in Frage. Die Fertigungsanlagen könnte dann ein neuer Eigner übernehmen - und möglicherweise eine nennenswerte Zahl von Arbeitnehmern an ihrer alten Arbeitsstelle neu einstellen.

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