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Ringen um BenQ Mobile: Keine Lösung in Sicht (aktualisiert)

Zweiter Investor: kein Vermögen, hohe Schulden
Von Thorsten Neuhetzki / Björn Brodersen / Ralf Trautmann mit Material von dpa und ddp

Im Ringen um eine Rettung des insolventen Handyherstellers BenQ Mobile ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Eine Sitzung des Gläubigerausschusses, bei der zwei der Interessenten ihre Konzepte für die ehemalige Siemens-Handy-Sparte mit ursprünglich mehr als 3 000 Beschäftigten vorstellten, ging heute Abend ohne konkretes Ergebnis zu Ende. Der Ausschuss habe die Präsentationen mit "Interesse zur Kenntnis genommen, jedoch deutlich gemacht, dass es zahlreiche offene Fragen und entsprechenden Klärungsbedarf gebe", erklärte Insolvenzverwalter Martin Prager im Anschluss. Auch Oliver Burkhard, Bereichsleiter Tarifpolitik beim IG-Metall-Vorstand, sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es gab kein entscheidungsfähiges Angebot."

Aus Sicht des Gläubigerausschusses brauche es ein "glaubwürdiges Fortführungskonzept, ein angemessenes Kaufpreisangebot sowie konkrete Nachweise für eine sichergestellte Finanzierung", betonte Prager. Bisher habe keiner der beiden bisher öffentlich in Erscheinung getretenen Interessenten damit aufwarten können. Dazu gehören eine deutsch-amerikanische Investorengruppe um den ehemaligen DaimlerChrysler-IT-Manager Hansjörg Beha sowie die US-Biometrie-Firma Sentex Sensing. An der Sitzung hatten neben Prager und den beiden Interessenten auch Vertreter von Lieferanten, Kreditversicherern, IG Metall und der Bundesagentur für Arbeit teilgenommen.

Nach Angaben der IG Metall soll mit mindestens einem der beiden Interessenten weiterverhandelt werden. "Ich rechne damit, dass bis Mitte dieses Monats eine grundsätzliche Entscheidung da sein muss", sagte Burkhard. Ein möglicher Investor müsse ein tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen, das inhaltlich und finanziell auf soliden Füßen stehen müsse. "Ein zweites BenQ darf es nicht geben", sagte Burkhard mit Blick auf den taiwanesischen Elektronikkonzern, der seiner deutschen Tochter vor gut drei Monaten nach Umsatzrückgängen und Marktanteilsverlusten den Geldhahn zugedreht hatte. BenQ Mobile musste daraufhin Insolvenzantrag stellen.

Investor: Produktion könnte sofort wieder aufgenommen werden

Die deutsch-amerikanische Investorengruppe will mit 800 Beschäftigten des insolventen Handy-Herstellers BenQ Mobile an den Standorten München und Kamp-Lintfort Handys im Hochpreissegment produzieren. Das sagte IG-Metallsprecher Wolfgang Nettelstroth der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post. Die Investorengruppe will die Handy-Produktion bei BenQ Mobile im Falle einer Übernahme so schnell wie möglich wieder aufnehmen. "Wir können sofort starten", sagte Beha der dpa heute in München am Rande der Sitzung des Gläubigerausschusses. Ziel sei es, noch vom lukrativen Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr zu profitieren. Zunächst wollten die Investoren 800 der ursprünglich mehr als 3 000 BenQ-Mobile-Mitarbeiter übernehmen. "Man muss ja sicher beginnen", sagte Beha. Später sei eine Aufstockung des Personals denkbar.

"Die Mitarbeiter haben ein unglaubliches technisches Know-How", erklärte Beha. Berichte, wonach die Mitarbeiter zumindest anfangs kostenfrei arbeiten sollen, wies er zurück. "Wir haben nie gesagt, dass die Menschen gratis arbeiten sollen." Für die Beratungen im Gläubigerausschuss zeigte sich Beha zudem zuversichtlich. "Ich denke, unsere Argumente werden sich durchsetzen." Das Konsortium will im Falle eines Zuschlags den Namen BenQ Mobile nicht fortführen. "Wir werden mit einem neuen Firmennamen starten", sagte Beha. In Kamp-Lintfort sollten zunächst rund 450 Mitarbeiter der ehemaligen Siemens-Handy-Sparte beschäftigt werden und in München rund 350 Mitarbeiter.

Das Investorenkonsortium zeigte sich indes enttäuscht über die Höhe der möglichen Bürgschaften. Gegenüber der Rheinischen Post sagten Verhandlungskreise, dass das Land NRW maximal ein Kreditvolumen von 25 Millionen Euro gewähren kann, für das NRW für 80 Prozent bürgen kann. Die Investorengruppe hatte ein Vielfaches des Betrages erwartet. Heute sollen in München Gläubiger des insolventen Handy-Herstellers BenQ Mobile über die Kaufangebote zweier möglicher Investoren beraten.

Sentex Sensing: Rote Zahlen, kein Vermögen, hohe Schulden

Die US-Firma Sentex Sensing könnte sich Medienberichten zufolge die Übernahme sogar von 1700 Mitarbeitern vorstellen und ist laut ihrem Präsidenten Henrik Rubinstein ebenfalls zur Handy-Produktion bereit. Wie die Investorengruppe um Beha soll Sentex konkrete Bedingungen für eine Übernahme von BenQ Mobile geäußert haben, die zunächst nicht bekannt wurden.

Allerdings schreibt das Unternehmen rote Zahlen, weist kein Vermögen mehr aus und hat hohe Schulden. Das geht aus im Internet veröffentlichten Unterlagen des US-Unternehmens hervor. Es beschäftigt 25 Mitarbeiter und ist an der Börse rund 4,8 Millionen Dollar, rund 3,7 Millionen Euro, wert.

Für das letzte volle Geschäftsjahr 2005/06, das im November endete, vermeldete das Unternehmen aus Cleveland im US-Bundesstaat Ohio einen Umsatz von 159 000 Dollar. In der Periode zuvor waren es noch 3,9 Millionen Dollar gewesen. Im zweiten und dritten Quartal des Geschäftsjahres wurde überhaupt kein Umsatz mehr ausgewiesen. Unter dem Strich stand 2005/06 ein Verlust von 377 000 Dollar. Die Bilanz weist zudem knapp 7,7 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten auf.

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