Hoffnung?

BenQ Mobile: Kein Retter in Sicht (aktualisiert)

Betriebsrat: Investorengruppe hat Interesse an BenQ Mobile
Von ddp / dpa / Björn Brodersen / Ralf Trautmann

Beim zusammengebrochenen Handyhersteller BenQ Mobile ist auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens kein Retter in Sicht. Er habe in den vergangenen Wochen mit 100 Kaufinteressenten aus dem In- und Ausland verhandelt, sagte Insolvenzverwalter Martin Prager heute in München. "Die Palette der Interessenten reichte von namhaften Branchenunternehmen über Finanzinvestoren bis zum Glücksritter." Er habe aber kein einziges Kaufangebot vorliegen.

Seine Aufgabe sei es nun, das vorhandene Vermögen im Interesse der Gläubiger zum bestmöglichen Preis zu verwerten. Dies könnte theoretisch noch immer den Komplettverkauf an einen Investor bedeuten. Allerdings dränge die Zeit. Je länger die Produktion still liege, desto geringer seien die Aussichten auf einen Neustart des Geschäfts. Im vierten Quartal 2006 machte BenQ Mobile noch 51 Millionen Euro Umsatz. Die ursprünglichen Pläne sahen Erlöse von 391 Millionen Euro vor.

Wie bereits berichtet, ist das Insolvenzverfahren für den Handyhersteller BenQ Mobile mit Jahresbeginn eröffnet worden. Der Betrieb wird nun bis auf eine "Auslaufproduktion" eingestellt, wie eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Martin Prager sagte. Unfertige Handys sollen noch zusammengebaut werden.

Bis Ende Januar seien noch rund 160 Mitarbeiter in der Auslaufproduktion in Kamp-Lintfort aktiv, sagte Prager heute. Darüber hinaus würden in den kommenden Wochen noch rund 100 Menschen in den Verwaltungen in Kamp-Lintfort und München für Abwicklungsarbeiten benötigt. Aktuell beschäftigt das Unternehmen daher noch 260 der einst rund 3 000 Mitarbeiter. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten seien in die Auffanggesellschaften übergetreten. In der Transfergesellschaft erhalten die Münchner Mitarbeiter 80 Prozent und die Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen 84 Prozent ihres letzten Nettogehalts. Wer sich dagegen entschieden hat, muss mit einer Kündigung durch den Insolvenzverwalter rechnen. 500 Mitarbeiter hätten seit Insolvenzanmeldung von sich aus gekündigt.

Betriebsratsvorsitzender: Interessent will Angebot vorlegen

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Leucker sagte, ein Interessent habe ihm erneut fest zugesagt, dass er ein Angebot vorlegen werde. Es handle sich um eine Investorengruppe mit "Erfahrungen in der IT- und Kommunikationsbranche". Ob es aber zu einer Einigung mit dem Insolvenzverwalter komme, hänge unter anderem vom Geschäftsmodell und der Finanzierung ab. "Ich gehe aufgrund unserer Informationen derzeit davon aus, dass es ein tragfähiges Angebot ist", sagte Leucker. Auch ein Sprecher der bayerischen IG Metall betonte, eine Resthoffnung bleibe.

Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bocholt, Heinz Cholewa, sagte der Münsterschen Zeitung [Link entfernt] , für die aus einem Teil des BenQ-Konzerns hervorgegangene Inservio GmbH interessiere sich ein europäischer Investor aus der Elektroniksparte. Die Gespräche zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Investor sollen bis spätestens nächste Woche zu einer Entscheidung führen. Ohne eine tragfähige Lösung für die BenQ-Handyproduktion in Kamp-Lintfort könnte aber auch die Bocholter Reparaturwerkstatt schon bald schließen müssen. 80 Prozent der Aufträge von Inservio stammten aus dem Handy-Bestand des insolventen BenQ-Konzerns, sagte Cholewa.

Krise greift auf die Niederlande über

Die Krise bei dem Handyhersteller greift unterdessen offenbar auch auf die Niederlande über. Nach einem Bericht der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung ist für die BenQ Mobile Holding in Hoofddorp bei Amsterdam die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet worden. Bei der niederländischen Firma handle es sich formal um die Muttergesellschaft der deutschen BenQ-Handyaktivitäten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde auch in diesem Fall Prager.

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