gescheitert

BenQ Mobile: Der letzte deutsche Handyhersteller ist am Ende

In Deutschland erfolgreich, Anschluss an den Weltmarkt verpasst
Von dpa / Ralf Trautmann

Mit der Pleite von BenQ Mobile geht im Bereich der Konsumelektronik ein weiteres unrühmliches Kapitel deutscher Industriegeschichte zu Ende. Renommierte Konzerne wie Siemens und Bosch versuchten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vergeblich, sich ein attraktives Stück des weltweit rasant wachsenden Handymarktes zu sichern. Durch die Schließung des Betriebs von BenQ Mobile verabschiedet sich nun der letzte deutsche Hersteller. Ähnlich war es zuvor bereits zum Beispiel vielen TV-Geräteherstellern und Produzenten von Computern ergangen.

BenQ Mobile ist aus der ehemaligen Siemens-Handysparte hervorgegangen. Die Mobilfunkgeräte waren lange eine Vorzeige-Sparte in dem größten deutschen Elektrokonzern Siemens. Der heutige Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer nutzte in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender fast jede Gelegenheit, auf Hauptversammlungen und Bilanz-Pressekonferenzen für die Siemens-Handys zu werben. Doch die Münchner sicherten sich zwar eine starke Stellung auf dem deutschen Markt - zeitweise wurde fast jedes zweite in Deutschland verkaufte Handy von Siemens hergestellt.

Siemens-Handys konnten auf Weltmarkt keinen Anschluss finden

Weltweit fanden die Münchner aber nie den Anschluss an Branchenriesen wie Nokia und Motorola. In den besten Zeiten kam Siemens auf einen Weltmarktanteil von knapp zehn Prozent, zuletzt war es deutlich weniger. Profitabel ließ sich das Geschäft so nicht betreiben. Daher gab Siemens die Sparte mit 3 000 Mitarbeitern in Deutschland im Herbst 2005 an den BenQ-Konzern ab. Als Mitgift erhielten die Taiwanesen noch einen dreistelligen Millionenbetrag. Dennoch drehte BenQ nach nur einem Jahr seiner deutschen Tochter BenQ Mobile vor drei Monaten den Geldhahn zu. Nach dem Insolvenzantrag wagte kein Investor, das Unternehmen zu übernehmen. Daher wurde am Neujahrstag das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet.

Die Entwicklung der Handyhersteller sind nach Einschätzung von Experten durchaus symptomatisch für die Probleme deutscher Unternehmen in der Konsumelektronik. Zwar sind die inländischen Hersteller bei der Entwicklung oft mit vorne dabei, und die Geräte sind meist grundsolide, wenn sie auf den Markt kommen. So schwärmen viele Nutzer noch heute von der Zuverlässigkeit älterer Siemens- Modelle wie dem S3 oder dem S6. Zudem war zum Beispiel Bosch bei der Entwicklung von so genannten Triband-Modellen mit vorne dabei, die auch in den USA genutzt werden können. Doch viele internationale Wettbewerber bringen neue Entwicklungen mit viel Marketingaufwand deutlich schneller in die Geschäfte und haben oft das attraktivere Design.

Wichtige Trends verschlafen

So ging es denn auch bei Siemens bergab: Neue Trends wie Foto- und Klapphandys wurden verschlafen, auch im wichtigen Zukunftsmarkt China reagierte Siemens nach eigener Einschätzung nur schlecht auf die Bedürfnisse der Kunden. Daher hofften auch viele Mitarbeiter beim Verkauf an BenQ, dass künftig schneller auf Marktveränderungen reagiert würde. Allerdings setzte sich die Entwicklung nahtlos fort. Auch unter der Marke BenQ-Siemens kamen viele Handys zu spät auf den Markt. Vor dem Insolvenzantrag lag der weltweite Marktanteil noch bei etwa drei Prozent.

Mit der Insolvenz erlitt die Ex-Siemens-Sparte nun das selbe Schicksal wie der Handyhersteller Hagenuk. Die ehemalige Preussag-Tochter mit Sitz in Kiel, die das erste deutsche Schnurlostelefon entwickelt hatte, war Mitte der neunziger Jahre Pleite gegangen. Bosch zog sich im Jahr 2000 etwas eleganter aus dem Markt zurück: Die Handyentwicklung wurde an Siemens verkauft, die Handy-Produktion im dänischen Pandrup wurde an den Auftragsfertiger Flextronics abgegeben. Auch der BenQ-Mobile-Insolvenzverwalter Martin Prager sah zuletzt höchstens noch eine Chance, als Auftragsbauer für andere Hersteller bestehen zu können. Einen eigenständigen deutschen Handykonzern dürfte es so schnell nicht mehr geben.

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