kompliziert

Editorial: EU führt Roaming-Sozialismus weiter

Vorgeschriebene Preise statt mehr Wettbewerb
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Unterscheiden sich günstigster und teuerster Tarif bei mobilen Gesprächen ins Ausland um den Faktor 20, treiben es die Datentarife auf die Spitze. Bei vielen Alttarifen ist weiterhin GPRS by Call für 19 Euro pro Megabyte eingestellt. Für 25 Euro bekommt man hingegen bei o2 für einen Monat die mobile Internet-Flatrate, bei der ab Überschreitung eines Volumens von 10 Gigabyte die Geschwindigkeit gedrosselt wird. Verbraucht man genau die 10 Gigabyte, zahlt man 0,0025 Euro pro Megabyte.

Der nun geplante Daten-Großhandelspreis von maximal 1 Euro pro Megabyte liegt zwar in vielen Fällen um einen nicht unerheblichen Faktor unter den Werten, die bisher berechnet wurden. Gemessen an dem, was Datenflatrate-Kunden berechnet wird, ist er aber dennoch um Faktoren zu hoch! Selbst einige Netzbetreiber haben das bereits vor Monaten eingesehen und untereinander einen Vorleistungspreis von 25 Cent pro Megabyte vereinbart.

Halber Schritt

Einmal mehr bleibt die EU-Kommission ihrem schon bei der Regulierung des Sprachroamings eingeschlagenen Weg treu, gewisse, sicher auch empfindliche Einschnitte durchzusetzen, aber nur einen kleinen Teil des Weges zu gehen, den eine konsequente Regulierung auf Vorleistungsebene, inklusive Ermöglichung der freien Wahl des Verbindungsnetzbetreibers (im Festnetz als Call by Call oder Preselection bekannt) auf Endkundenebene ermöglichen würde! Die Politiker würden sich sogar Arbeit sparen, denn sie müssten nicht alle paar Jahre neue Preise beschließen, sondern nur einmal den bereits bestehenden rechtlichen Rahmen etwas präzisieren, insbesondere bezüglich des Begriffes "Marktversagen": Künftig müssten nicht nur Monopole sondern auch Oligopole der Regulierung unterworfen werden, wenn mehrere, in Summe marktbeherrschende Unternehmen für bestimmte Dienstleistungen allesamt Preise berechnen, die offensichtlich weit über den Gestehungskosten liegen.

Die genannten Maßnahmen sollten kombiniert werden mit der digitalen Tarifinformation in digitalen Netzen: Wenn man im Display schon beim Rufaufbau sieht, dass die gewählte Nummer 1,99 Euro pro Minute kosten wird, kann man noch schnell die rote Taste drücken und dann in Ruhe nach Alternativen suchen oder im Notfall das Gespräch doch direkt führen, sich aber kurz fassen. Und da damit die Preisinformation für die Übermittlung ans Endgerät schon live im Netz zur Verfügung steht, ist der Schritt auch nicht mehr weit, die von der EU-Kommission geforderte Möglichkeit des monatlichen Kostenlimits umzusetzen, und zwar gleich für alle Dienste, nicht nur für einen.

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