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Editorial: Der Suchmaschinen-Krieg

Zugang zum Wissen der Welt
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Lange Zeit waren Betriebssysteme der Schlüssel zur Herrschaft in der IT-Welt: Dieses war die Voraussetzung zur Nutzung der Programme und Daten auf dem Rechner, und damit faktisch der Schlüssel zum Wissen der Welt. Und da alle Programme und die meisten Daten jeweils nur mit einem bestimmten Betriebssystem nutzbar waren, konnten die Nutzer nicht oder nur unter hohem Aufwand wechseln. Bill Gates erkannte dieses als einer der ersten, monopolisierte mit seiner Firma Microsoft geschickt den Markt, und wurde so zum reichsten Mann der Welt.

Doch das Monopol wankt. Entscheidend für einen PC ist heute nicht mehr so sehr die Fähigkeit, Anwendungssoftware nachinstalllieren zu können, sondern die korrekte Verarbeitung und Anzeige von Inhalten aus dem Internet. Das Betriebssystem ist dafür egal, entscheidend ist ein guter Browser, und den gibt es für praktisch alle IT-Systeme, die über ausreichend Rechenleistung verfügen.

Und so werden schon heute mehr Handys mit Browser verkauft als Microsoft-Betriebssysteme. Und basierend auf Handy-Chips entwickeln aktuell zahlreiche Hersteller neue Netbooks, die vollen Internet-Zugang bieten, aber mit keinem Microsoft-Betriebssystem mehr kompatibel sind: Für Windows CE ist das das Display zu groß, für Windows XP oder Vista die falsche CPU verbaut. Stattdessen werden Googles Android oder andere Linux-Versionen als Betriebssysteme genannt.

Suchmaschinen als Tor zum Wissen der Welt

Entscheidend für den Paradigmenwechsel ist die Verlagerung der Daten: Wichtiges wird im Verhältnis immer seltener auf privaten Festplatten gespeichert und immer öfters auf einem Server im Netz. Teilweise sind die so gespeicherten Daten öffentlich zugänglich, teilweise sind sie rein privat oder für einen eingeschränkten Nutzerkreis, wie eine Arbeitsgruppe oder alle Mitarbeiter einer Firma.

Dabei nimmt im öffentlichen Bereich die Datenmenge so schnell zu, dass es nur noch mit Suchmaschinen gelingt, den Überblick zu behalten. Das Problem hierbei: Die Technologie hinter den Suchmaschinen ist mindestens so proprietär wie früher die der Betriebssysteme. Und genauso, wie früher Anwendungen und Betriebssysteme wechselseitig aufeinander abgestimmt wurden, sind es heute Inhalte und Suchmaschinen, die aufeinander optimiert werden. Hat sich erst einmal ein Monopolsystem gebildet, kommt ein Dritter kaum mehr von außen rein. Und so wird das Microsoft-Monopol bald durch das Google-Monopol abgelöst.

Zwei aktuelle Versuche einer neuen, alternativen Suchmaschine haben es zwar zu weltweiter Beachtung geschafft, erreichen das hochgesteckte Ziel, Google abzulösen oder zumindest einzuschränken, wohl kaum: Wolfram Alpha glänzt zwar mit einer Vielzahl von Daten, scheint aber eher ein Wissenschaftslexikon denn eine generelle Suchmaschine zu sein. Gut für Ingenieure, die schnell die Dichte und Festigkeit von Beton nachschlagen wollen, aber nichts für die allgemeine Suche.

Auch der andere Kandidat Bing kann Google nicht das Wasser reichen. Selbst, wenn man nach Bing selber sucht, findet Google viel relevantere Treffer als Microsofts erneuter Versuch, sich auch im Internet ein starkes Standbein aufzubauen.

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