SMS-Nachfolger

Joyn: SMS-Nachfolger RCS-e startet im Sommer in Deutschland

Neuer Dienst nicht nur mit Smartphones nutzbar
Aus Barcelona berichtet Steffen Herget

Unter dem Namen Joyn soll RCS-e nun im Sommer starten Unter dem Namen Joyn soll RCS-e nun im Sommer starten
Foto: teltarif.de
Die deutschen Netzbetreiber - oder zumindest drei von ihnen - haben kürzlich mit dem neuen Kommunikationsdienst RCS-e auf sich aufmerksam gemacht. Die Telekom, Vodafone und o2 wollen mit RCS-e die traditionelle SMS zwar nicht ersetzen, aber einen deutlich umfangreicheren Dienst anbieten, der neben der Übertragung von Textnachrichten auch Videotelefonie, Dateitransfer und viele andere Dinge ermöglich soll. Unter dem Namen Joyn geht RCS-e nun im Sommer in Deutschland an den Start, lediglich E-Plus-Nutzer bleiben zunächst außen vor.

Unter dem Namen Joyn soll RCS-e nun im Sommer starten Unter dem Namen Joyn soll RCS-e nun im Sommer starten
Foto: teltarif.de
Dr. Thomas Kiessling, Chief Product & Innovation Officer bei der Telekom, sowie Kobus Smit, RCS-e-Spezialist bei dem Bonner Unternehmen, erläuterten im Gespräch mit teltarif.de auf dem Mobile World Congress 2012 in Barcelona die neue Technologie. Künftig soll in der Kontaktliste eines Handys das kleine Joyn-Symbol erscheinen, das angibt, ob das Gegenüber auch über den neuen Dienst erreichbar ist. RCS-e wird dabei in eine Reihe neuer Smartphones direkt in den verschiedenen Betriebssystemen implementiert.

Unter anderem haben Samsung, HTC, Nokia und LG zugesagt, Joyn zu unterstützen. Bisher noch nicht dabei ist Apple, hier wird es laut Smit aber eine App-Lösung für Joyn geben. Dies wird wohl auch für andere bestehende Smartphones möglich sein, sofern diese über ein Firmware-Update des Herstellers für den neuen Standard aufgerüstet werden.

Joyn soll allerdings nicht nur für Smartphones kommen, sondern auch auf Feature Phones laufen, schließlich soll es langfristig der SMS Konkurrenz machen. Für einfachere Handys werden die Hersteller die Möglichkeit haben, nur einzelne Komponenten von Joyn anzubieten, etwa nur den Chat, aber keine Videotelefonie oder andere Dinge. Über Joyn wird es wohl auch möglich sein, dass eine von einem RCS-e gesendete Chat-Nachricht auf einem Nicht-RCS-e-Handy als SMS ankommt.

Verschiedene Tarifmodelle denkbar

Für einige der gedachten Anwendungen ist die Übertragung größerer Datenmengen nötig, man denke nur an Videotelefonie. Wie Experte Smit versicherte, wird RCS-e bzw. Joyn vollständig mit WLAN kompatibel sein, so dass die Kommunikation auch über solche Netze laufen kann. Tarifmodelle der Provider für die Joyn-Nutzung sind noch nicht bekannt. Es sind jedoch verschiedene Möglichkeiten denkbar, etwa ein Paket zusammen mit einem Datentarif, ein Pauschalpreis oder die - vermutlich etwa für passionierte Chatter weniger attraktive - Abrechnung pro Nachricht.

Einfachheit von SMS ist das Ziel für Joyn

Neben der reinen Kommunikation zwischen den Teilnehmern sind noch weitere Einsatzmöglichkeiten für die RCS-e-Technologie denkbar, etwa für Spiele, Multimedia-Anwendungen oder den Kundensupport für Firmen. Hierfür haben die Provider API-Bibliotheken öffentlich gemacht, um Entwickler anzuregen, kreativ den Standard zu nutzen.

Noch bleibt allerdings der US-Markt, der einen großen Teil der Entwickler beherbergt, ein "weißer Fleck", denn die dortige Netze unterstützen den Standard noch nicht. In Deutschland könnte E-Plus auf den Zug demnächst aufspringen, denn die niederländische Muttergesellschaft KPN ist bereits an Bord. Spanien ist das erste Land, in dem RCS-e bzw. Joyn bereits seit Kurzem bei Vodafone und Telefónica verfügbar ist. Die konkrete Entwicklung der Joyn-Dienste ging mit rund einem Jahr vergleichsweise schnell.

Den Nutzern wollen es die Provider trotz der vielseitigen Möglichkeiten von RCS-e so einfach wie möglich machen, Joyn so bald wie möglich auf möglichst vielen Handys zu nutzen. "Wollen" ist allerdings leicht gesagt, wenn man eigentlich viel eher "muss", denn nur durch eine lückenlose Integration in die bestehende Dienste-Struktur dürfte Joyn in der von der Telekom angestrebten Zeit von maximal 18 Monaten nach Einführung zu einem Erfolg werden. Kiessling ist sich dessen bewusst und sagt, die Mobilfunkbetreiber "müssen sich an der Einfachheit von SMS messen lassen".

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