Sprachqualität

Hintergrund: Sprachqualität von Handy und Smartphone

Was zählt, sind Mikrofon, Lautsprecher und Codecs
Von / Björn Brodersen

Herr Grosch, was versteht man eigentlich unter einer guten Sprachqualität?

Unter einer guten Gesprächsqualität versteht man technisch gesehen einen großen Frequenzumfang, gleichmäßigen Frequenzgang und geringe Laufzeitunterschiede. Generell betrachtet zeugen das Ausbleiben von Störungen wie Rauschen oder Knistern sowie nur wenige Verzerrungen von einer guten Qualität.

Was ist Voraussetzung für eine gute Sprachqualität? Von welchen (Hardware-)Komponenten ist sie abhängig?

Voraussetzung ist zuerst einmal die ordnungsgemäße Bedienung auf Nutzerseite, dass der Sprecher zum Beispiel adäquat in das Mikrofon spricht und nicht hinein brüllt, wodurch das Mikrofon übersteuert. Komponentenseitig hängt eine gute Gesprächsqualität von unterschiedlichen Elementen ab. Die Qualität startet bei der Tonaufnahme (Mikrofon, Schallführung, Platzierung im Handy), der Audioverarbeitung im Handy (Rauschunterdrückung, Pegelregelung, aktive Störgeräuschunterdrückung durch ein zweites Mikrofon, Schaltung, Filterung) und endet bei der Kodierung (durch das Handy und das Netz). Ausschlaggebend sind im weiteren Schritt auch die Übertragung durch das Netz und auf der Gegenseite die Reproduktion im Empfangsgerät (Empfang, Decodierung, Lautsprecher, Schallführung).

Erhöht mehr Sendeleistung automatisch die Sprachqualität?

Wenn die Verbindungsqualität auf der Funkstrecke ausreicht, hat eine noch stärkere Sendeleistung keinen Einfluss mehr auf die Gesprächsqualität. Wichtig sind Faktoren wie die Bitfehlerrate sowie die Anzahl der Nutzer einer Funkzelle.

Welche Möglichkeiten gibt es, Software-technisch einzugreifen?

Von Software-Seite kann mit Hilfe von Filtern, Frequenzoptimierung (Equalizing), Kodierung oder Kompression Einfluss auf die Gesprächsqualität genommen und diese verbessert werden.

Vielen Dank für das kurze Gespräch, Herr Grosch.

Aktuelle Codecs

Hintergrund: Sprachqualität von Handy und Smartphone Sony Ericsson Hazel
Bild: Sony Ericsson
Für die Sprachübertragung über GSM-Netze stehen mehrere Codecs bereit. Der EFR-Codec (Enhanced Full Rate Codec) soll Handy-Gespräche in ISDN-Qualität ermöglichen und wird bislang gewöhnlich von den Netzbetreibern in Deutschland genutzt. Der AMR-Codec (Adaptive Multirate Codec) gilt als robust und beinhaltet mehrere Kompressionsstufen und ist somit flexibler als GSM-Full-Rate- oder -Half-Rate-Codecs. So kann je nach Netzempfang weniger komprimiert werden mit positiver Auswirkung auf die Sprachqualität. Ein "zukunftsfähiges" Handy für die Nutzung in den kommenden Jahren sollte allerdings bereits den AMR-WB-Codec unterstützen. In den drei höchsten Kompressionsstufen benötigt AMR-WB weniger Bits und sorgt dabei noch für die bessere Sprachqualität. Auch Störgeräusche sollen wirkungsvoll herausgefiltert werden. Schon jetzt sind einige Geräte für das Sprachkodierungsverfahren AMR-WB gerüstet, beispielsweise nennt der österreichische Mobilfunkanbieter A1 die Smartphones Google Nexus S HTC Desire HD, Nokia C7-00, Samsung Omnia 7 und Sony Ericsson X10 mini pro.

Die Vorteile des Codierungsstandard AMR-WB können allerdings nur genutzt werden, wenn sowohl die von beiden Gesprächspartnern genutzen Handys als auch das Mobilfunknetz den Codec unterstützen, und auf der Netzebene verzögert sich die Einführung von AMR-WB nach wie vor, auch wenn seit Jahren immer wieder Tests vermeldet werden, zuletzt von Orange unter dem Namen HD Voice auf dem Mobile World Congress im Oktober 2010. In deutschen Mobilfunknetzen ist AMR-WB allerdings noch nicht offiziell für die Endkunden freigegeben worden. In Österreich bietet A1 nach eigenen Angaben [Link entfernt] ab Juli HD-Telefonie in Wien und ab September im ganzen Land an.

Bleibt die Frage, wie der Nutzer vor dem Kauf eines Handys überprüfen kann, ob das Gerät eine gute Sprachqualität bietet oder nicht. Nur in den wenigsten Shops gibt es die Möglichkeit, ein Handy kurz ausprobieren zu können. Bei einem Kauf eines Handys in einem Online-Shop ist dies schon gar nicht möglich. Manchmal geben zumindest die Datenblätter zu den Geräten Aufschluss über die für die Sprachqualität verantwortlichen Spezifikationen. Unsere Empfehlung: Informieren Sie sich ansonsten mit Hilfe von Handy-Testberichten oder Erfahrungsberichten von Handy-Nutzern in Internet-Foren.

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